Samstag, 23. Februar 2008

tibet today 002

ich wachte schlaftrunken auf. wir fuhren mitten durch eine unterwasserlandschaft. gelbliche, blaue und braunfarbene korallen wurden von scheinwerfern gestreift und wieder losgelassen. ich traute meinen augen nicht. wir fuhren durch korallenriffe. gespenstisch beleuchtete ein licht die unterwasserlandschaft. flackerte nach oben im takt der unebenheiten der strasse. ein hase schwamm vorbei. ich rieb meine augen. korallen? es dauerte einen moment, bis ich die riffe als sträucher und bäume wahrnahm. zu müde war ich von der reise.
da, eine uhr. drei uhr nachts. ach ja, wir fuhren schon fast 24 stunden in diesem bus. und der fahrer war immer noch fit. ab und zu trank er ein getränk, was wohl eine art redbull war und immer wieder legte er einen minutenschlaf ein. diese technik hatte ich vor langer zeit kennengelernt und hier mitten im tibet begegnete ich ihr nun wieder. es ist ganz einfach und wirkungsvoll. ist man müde, setzt man sich hin, nimmt einen schlüsselbund in die hand und schläft. der körper beginnt, sich zu relaxen und das hirn schickt chemische aufwachkeulen in den body, so lange bis man völlig relaxt in schlaf sinkt und der körper erschlafft, nun werden schlafhormone ausgesendet, aber weil die muskeln jetzt erschlaffen, fällt der schlüsselbund auf den boden und man wacht auf. die weckkeulen sind im körper und die schlafhormone hatten noch keine chance. erholt nach ein paar minuten. nun ist man wieder fit.

wir waren auf 3300 meter gestartet. in zhongdian welches auch gyelthang oder shangrila genannt wird. fuhren auf geteerter strasse die berge hoch, an einem skigebiet vorbei wo jetzt im april kein schnee mehr liegt. immer höher in wundersame landschaften. das grün in moostönen betörte meine augen. yaks grasten auf den weiden wo auf riesigen holzbänken stroh und weizen lagerte. es regnete hier wohl selten bis nie denn die ernte war nicht überdacht. je höher wir kamen, desto freier bewegten sich die yak's und mehr als einmal musste der fahrer hupen, um sich platz zu verschaffen. gemächlich trotten die tiere zur seite. das moosgrün wurde abgelöst durch braune töne. immer wieder die rote erde, die wie bänder um die hügel lag, erfreuten mein auge bis
schliesslich nach tal und tälern, hochebene um hochebene, bergspitze und spitzer, nach endlosen kurven das ockerrot vorherrschte. es erinnert mich an die reise über den atlas. ähnliche farben, formen und pflanzen.

nach dem zoll sollte uns das tal der rosaroten steine einiges an überraschung schenken. ein schmales, vo der sonne nur wenige stunden beschienenes südost-nordwest-tal. stunden fuhren wir schon auf immer holprig werdender strasse. die farbe rosa wurde manchmal abgelöst von lila. stein, steine und noch mal steine. bewässerte felder in klitzekleinen weilern zeigten zartes und sattes grün. wie wundersam sich meine augen der farblichen abwechslung erfreuten. immer wieder stoppen wir. machmal um zu essen, oft nur kurz um die männer in reih und glied an der strasse stehen zu sehen und oft auch, um menschen ein- oder auszuladen.

das tal der rosaroten steine schien nicht enden zu wollen. die strasse wurde immer ungemütlicher. beide waren wir dankbar über unseren seelenruhigen fahrer. drei menschen mit pickel und schaufel näherten sich und wie so oft, sprach der chinesische fahrer mit ihnen. sie schütteln nur den kopf und einige dutzend meter weiter sahen wir den grund. ein felssturz versperrte uns den weg. ende der reise? ein weiterkommen schien unmöglich. die businsassen verliessen den bus, liefen zu fuss über die stelle. als ich mich dem geschehen näherte, rieselten weitere steine den berg hinunter. ich sah schon die ganze reise ins wasser fallen, die strasse mit steinen übersäht und den bus im tal unten. die menschen sammelten sich hundert meter nach der stelle und schauten gebannt zu, wie der busfahrer den bus über die stelle fuhr. in der vorhergehenden nacht hatte ich einen traum, dass ein bus abstürzt. ich sah uns schon mitten in dieser einöde. ohne gepäck, pass. wie sollten wir dann weiterkommen? es gibt immer einen weg. ich liess einfach los. der bus stoppte. er kam nicht über die stelle, fuhr zurück. schaufel. eine. steine von hand weggetragen und immer wieder das leise geriesel herunterfallender steine. ich holte meinen kleinen rucksack mit pass und geld. falls sich meine vision bewahrheiten würde, hatte ich wenigstens mein nötigstes bei mir. der bus holte ein zweites mal anlauf, schwankte, stolperte. ich betete. er schaffte es. einsteigen. ausatmen. weiterfahren. als sei nichts geschehen.
eine brücke. ein dutzend menschen am strassenrand. auf der anderen seite des flusses ein grünes tibetisches dorf. wie sofas liegen die häuser aus yackmisterdenstroh mit holzfenstern und türen in der landschaft. im unteren teil ess- und kochraum, stall. oben schlafräume und eine
riesenveranda mit huhn. bäume säumen die terassierten felder. es wird weizen und wein angebaut.
wir hielten. ein- und ausladen. geld- und zettelwechsel. diskussionen. die tibeter freundlich. scheu. der busfahrer nun pöstler. meine ungeduld war unberechtigt. eine halbe stunde später wieder ein felssturz. diesmal gröber. ein menzimuk arbeitet stunden. was würde uns auf der reise noch erwarteten?
nachts um eins ein tibetisches restaurant. tee und essen. kerzenlicht. draussen die sterne funkeln. sie funkeln wirklich. disco. eine sternschnuppe. mein wunsch war klar. ich wollte heil in kathmandu ankommen. venus so hell wie noch nie. auf der weiterfahrt schlief ich ein.

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Freitag, 22. Februar 2008

tibet today 001

wir fuhren von shangrila, dem paradies weg. ohne erlaubnis. wir brauchten sie nicht. man hatte uns angelogen. aber wir werden ins paradies zurückkommen. ein paar chinesische haie wollten uns übers ohr hauen. aber wir liessen uns nicht einmal ein ohrläppchen wegnehmen. nur einen ring mit füchsen verlor ich auf dem weg. weil ich lernte, dass dummheit manchmal ganz schlau ist. und innere schlauheit wichtiger als aussere schönheit.

eines tages wussten wir es einfach. das ist immer so, wenn man lange genug geduld aufbringt, zu warten. eines tages, manchmal auch nachts, weiss man es einfach.
der busbahnhof. er wars. und es war wirklich ganz einfach. wir konnten bustickets nach lhasa kaufen. und entschlossen uns für tsogung. das bedeutete eine nacht im bus schlafen. dort lernte ich viel.

irgendwo auf der grenze von china zum tibet auf der busfahrt von shangrila nach tsogung war es soweit. die zöllner stiegen ein und wir wussten beide, ohne miteinander zu reden, dass es jetzt knifflig werden würde. also begannen wir auf berndeutsch zu parlieren. ziemlich konzentriert und laut. und siehe da, die zöllner liefen an uns vorüber ohne unseren pass oder die spezielle bewilligung fürs tibet sehen zu wollen. vor schreck brannte sie sich mit der eigenen zigarette. und wir hatten genau in dem moment so viel zu tun mit löschen, dass sie vorbeiliefen.
natürlich wir wussten bereits, dass nichtreaktion auch eine reaktion ist. und chinesen störten nun einmal ungern.

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